Verwunderte Blicke vieler Autofahrer fielen am 14. September beim Vorbeifahren auf das Gelände der Firma HYDAC in der Gersweiler Hauptstraße. Bis dies jedoch soweit war, stand man in einer Autoschlange, war doch eine Straßenhälfte komplett gesperrt. Grund für das Geschehen war die Durchführung der Jahreshauptübung der drei Löschbezirke Gersweiler, Klarenthal und Altenkessel, die gemeinsam den „Löschabschnitt West“ der Freiwilligen Feuerwehr Saarbrücken bilden. Gekommen waren auch viele Zuschauer, darunter einige Kinder, die sich das Tatütata und die großen roten Feuerwehrfahrzeuge nicht entgehen lassen wollten. Vorbereitet wurde die Übung von Hilmar Schröder und Hendrik Kaltofen, beide aus dem Löschbezirk Gersweiler, der in diesem Jahr für die Durchführung der Übung verantwortlich war.
Als Übungsobjekt konnte man die Firma HYDAC gewinnen, in dessen Betriebsgelände von Montags bis Freitags auf Früh-, Mittag- und Nachtschicht 300 Mitarbeiter tätig sind, so Bernd Litzenberger,
Leiter der HYDAC Betriebsfeuerwehr. Zwar war man hier schon zu ausgelösten Brandmeldeanlagen oder einem Wasserschaden ausgerückt, jedoch konnten diese Einsätze ohne große Probleme abgearbeitet werden. Doch was, wenn es tatsächlich zu einem größeren Brandausbruch kommt? Wie funktioniert die Zusammenarbeit, steht genügend Wasser zur Verfügung, wohin mit den verletzten Mitarbeiter und viele Fragen mehr, die an diesem Übungsnachmittag beantwortet werden sollten.
Als Übungslage war eine Brandstiftung in mehreren Gebäudeteilen angenommen worden, darunter die Kantine, der Büro-, Lager- und Werkstattbereich, sowie das Versuchslabor. Durch das schnelle Ausbreiten des Feuers, begeben sich einige Mitarbeiter auf eine Rettungsplattform, andere gelten als vermisst, weiter droht das Feuer auf ein Gasflaschenlager überzugreifen. Eine Einsatzlage, die neben den drei eingesetzten Löschbezirken, auch den Einsatz der Drehleiter der Berufsfeuerwehr, den Einsatzleitwagen der Kameraden aus Alt-Saarbrücken und wegen kurzfristiger Absage des DRK, den Löschbezirkes St. Johann mit dessen Schnelleinsatzzelt erforderlich macht.
Gute Arbeit leistet von Beginn der Übung an mit 20 Darstellern ein Mimentrupp der Freiwilligen Notfallhilfe e.V. Geschminkt aber echt aussehend sind diese im gesamten Gebäude verteilt und rufen um Hilfe, die dann auch kommt. Allerdings beginnen hier schon die Probleme, hat sich doch ein Auto in die Reihen der Einsatzfahrzeuge begeben und steht mitten in der Einfahrt zum Betriebsgelände. Bis die doch sehr nervös wirkende Fahrerin erst mal wieder zur Seite fahren kann dauert etwas, jedoch läuft das weitere Übungsgeschehen dann wieder schnell weiter.
Nachdem sich der Einsatzleiter eine erste Lage verschaffen hat, bekommt jedes anrückende Fahrzeug seinen Standort und Aufgaben zugeteilt. Und wegen der Größe des Einsatzes, kommt auch der Einsatzleitwagen der Kameraden aus Alt- Saarbrücken, von wo aus die Koordination erfolgt. Schnell können über die Drehleiter der Berufsfeuerwehr von der Rettungsplattform mehrere Personen gerettet werden. Auch der Einsatz von Atemschutzgeräteträgern im gesamten Gebäude führen dazu, dass nach und nach die Verletzten nach draußen gebracht werden. Erstaunt werfen die Besucher einen Blick auf die „Mimenden“ , die teils geschwärzt, teils Blut verschmiert, stützend oder auf Tragen von ihren Rettern zum Verbandsplatz gebracht werden. Dieser befindet sich in der Hauptstraße, wo die Kameraden vom Löschbezirk St. Johann sich weiter um die Verletzten kümmern.
Blockiert wird die Hauptstraße auch von einem großen Schlauchwagen, von dem aus die Wasserversorgung zur Einsatzstelle hin aufgebaut ist. Anfänglich wird der Verkehr noch durch die Wehrkräfte selbst geregelt, später wird dann durch ein Kommando der Polizeiinspektion Burbach die Fahrbahn in Richtung Saarbrücken komplett gesperrt.
Mit einem Wasserstrahl abgeschirmt, konnte noch rechtzeitig der Übergriff des Feuers auf ein ans Gebäude angrenzendes Gasflaschenlager verhindert werden. Nachdem schließlich mehrere Lüfter an den Eingängen zu den einzelnen Gebäuden aufgestellt sind, sorgen diese dafür, dass der Rauch schnell aus dem Gebäude abzieht,wonach dann auch die Übung nach nicht ganz einer Stunde beendet werden kann.
In der Nachbesprechung konnte Abschnittsleiter Stephan Busche zahlreiche Vertreter aus der Politik, Kameraden der Feuerwehr aus Schoeneck, sowie anderer benachbarter Löschbezirke begrüßen. Busche fand gute, aber auch weniger gute Worte. Insgesamt sei es ein sehr guter Übungsverlauf gewesen auch ohne die Teilnahme des DRK. Diese, so Busche hätten trotz Zusage drei Tage vorher abgesagt. Hier werde deutlich, dass nicht jeder den Sinn und die Wichtigkeit von solchen gemeinsamen Übungen kennt, bzw. sieht. Dies sei sehr zu bedauern, konnte hierdurch doch die Zusammenarbeit nicht geübt werden, womit die Probleme erst im Ernstfall erkannt und dann leider zu spät abgestellt werden können. Eine zusätzliche Herausforderung sei es gewesen, die Verkehrsregelung zum Beginn der Übung zu übernehmen. Einsatzkräfte seien hier zusätzlich kurzfristig gebunden gewesen, da die Polizei anderweitig im Einsatz war, doch auch dies habe man gut koordiniert. Ein Dank ging an die Übungsvorbereiter, sowie an die Geschäftsführung der Firma HYDAC, Bernd Litzenberger von der Betriebsfeuerwehr und Gerd Schneider. Nur durch die Bereitstellung des Übungsobjektes könne „echt geübt“ werden, was heute keine Selbstverständlichkeit mehr sei.
Besonders schön fand es nicht nur Busche, sondern alle Anwesenden, dass auch der Löschbezirk Altenkessel wieder „Einsatzbereit“ und mit neuem Fahrzeug an der Übung mitmachen konnte. Bekanntlich brannte es am 1. Dezember 2018 in dessen Gerätehaus, wodurch der Löschbezirk bis zum 28. August 2019 nicht einsatzbereit war.
Busche wörtlich „Hier an dieser Stelle möchte ich mich für die Unterstützung bei allen Beteiligten, ob bei der Berufsfeuerwehr oder den Verantwortlichen im Stadtrat / Verwaltung, bedanken, denn nur durch diese Unterstützung war es möglich, über einen Sonderhaushalt schnell ein neues Löschfahrzeug (LF 10TH) anzuschaffen. Dieses Fahrzeug wurde im Mai ausgeliefert, konnte allerdings nicht eingesetzt werden, da das GMS der Stadt Saarbrücken die Zusage, das Gerätehaus bis Ende März zu sanieren, nicht eingehalten hat“.
Bis zum 28. August, erfuhren die Kameraden große Unterstützung durch den Löschbezirk Klarenthal, der die Einsatzbereitschaft übernommen hatte. Doch auch in der gesamten Wehr sei die Unterstützung sehr groß gewesen, auch die aus Gersweiler. Hier habe man den Kameraden eine Einweisung auf die Fahrzeuge gegeben und einen Schlüssel vom Gerätehaus, womit eine dauerhafte wichtige eigene Ausbildung stattfinden konnte.
Hans Werner Schmitz und Björn Weichel, als derzeitige Saarbrücker Wehrführung, lobten die Durchführung der Hauptübung. Diese habe gezeigt, dass man im Löschabschnitt West über eine gute Ausbildung verfüge und somit jederzeit bereit stehe, ganz gleich welcher Art von Einsätzen, schnell und sicher helfen zu können. Hinsichtlich der Problemlage mit Wehrführer Marc Denzer sei man in den letzten Tagen immer wieder angesprochen worden. Klärend ging Schmitz hier drauf ein und sagte, dass sich im Löschabschnitt West vor der Übung alle Führungskräfte darüber einig waren, Marc Denzer nicht zur Übung einzuladen, man wolle auf jede Zusammenarbeit verzichten. Dies habe sich dann aber erledigt, da zwischenzeitlich Denzer seitens der Stadt von seinem Amt abberufen worden sei.
Die neue Bezirksbürgermeisterin Isolde Ries, sprach ihren Dank im Namen der Bürgerinnen und Bürger für das ehrenamtliche Engagement der Einsatzkräfte aus. Die Übung habe gezeigt, dass man gut zusammenarbeite und als Wehr im Saarbrücker Westen gut aufgestellt sei, nicht zuletzt auch durch die Unterstützung der Fördervereine. Es sei bekannt, dass die Stadt nicht mehr viel Geld zur Verfügung habe, umso mehr könne man zusätzlich auf die Fördervereine zählen. Die Feuerwehr sei es, die ihr Leben für andere einsetze. „Wir stehen weiter hinter Euch“, so Isolde Ries abschließend.
Was folgte waren Beförderungen, die vertretend für den Dezernenten Harald Schindel von Baudezernent Heiko Lukas, Isolde Ries, Björn Weichel, Hans Werner Schmitz und Stephan Busche vorgenommen wurden. (siehe gesonderter Bericht)
(Rafael Mailänder, Pressebeauftragter Feuerwehr Gersweiler)